7/27/10

Von Prinzen und Prinzessinnen


Jedes kleine Mädchen hat einen Traum – viele erzählen davon eine Tierärztin in der glühend heißen Wüste Afrikas zu sein und Tiger Babys zu retten, Koalabären in Australien mit einer Flasche aufzuziehen oder Pinguine in der Antarktis bei ihrem Tanz auf dem Eis zu beobachten. Andere beschreiben Schlösser und Feen, irgendwo in einer fernen Welt über den Wolken, hinter mächtigen Wasserfällen, in blühenden Wäldern, in denen die Feen mit ihren glitzernden Flügeln durch die Lüfte fliegen und dabei ihren Feenstaub verteilen, der allen Bewohnern ein Lächeln aufs Gesicht zaubert.

Der wichtigste und lebendigste Traum aller kleinen Mädchen ist aber der von ihrem Prinzen, der sie aus ihrem zu Hause, ihrer Welt rettet und erlöst, ihnen eine neue, bessere Welt zu Füßen zu legt und sie für immer glücklich machen wird.

Wir alle werden groß mit der Geschichte vom Prinzen, der auf dem weißen Schimmel angeritten kommt und den vielen Fröschen die man küssen muss, bis sich einer von ihnen irgendwann in den langersehnten Prinzen verwandelt. Nur leider lassen wir dabei vieles außer Acht, wie viele Frösche muss man überhaupt küssen bis einer davon zum Prinzen wird? Und wenn einer dieser Frösche endlich zum Prinzen geworden ist, legt er uns wirklich die Welt zu Füßen, hält zu uns in guten wie in schlechten Zeiten, bis das der Tod uns scheidet? Was passiert, wenn er sein Königreich bereits mit einer anderen Prinzessin teilt, mit uns aber gerne ein Ferien Königreich auf dem Land aufbauen möchte?

Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umblicke hat jede von uns bereits ein Königreich gehabt, weit über den Wolken, dort wo die Luft klar und rein ist und die Sonne immer scheint. Viele, viele Jahre haben wir unser Königreich mehr oder minder mühselig mit viel Liebe und Geduld Stein für Stein aufgebaut. Mit der Zeit wurde es größer und schöner, einige bauten neue Blumenfelder und kleine Strohhütten andere wiederum legten einen Graben an, der Ihr Königreich schützen sollte. Doch egal was wir alle taten über kurz oder lang wurde jedes dieser Königreiche durch ein Gewitter zerstört. Teilweise waren es heftige Gewitter mit Hagelkörnern groß wie Tennisbälle, teilweise waren es einfach sinnflutartige Regenfälle, die über Monate hinweg unaufhörlich auf das Königreich niederprasselten, bis alle Bewohner langsam aber sicher ertrunken waren. Fast keines dieser Unwetter endete mit Sonnenschein oder gar einem Regenbogen und so gaben Prinz und Prinzessin ihr Königreich auf, um nicht mehr Schaden als notwendig zu verursachen.

Die Prinzen zogen fortan durch die Lande auf der Suche nach Abwechslung und Zerstreuung. Einige von ihnen fanden relativ schnell eine neue Prinzessin, andere zerstörten andere Königreiche für nichts und wieder nichts und wieder andere verführten eine Prinzessin nach der anderen ohne das sie auch nur einer davon ein neues Königreich versprachen.

Was zurückbleibt sind die Prinzessinnen mit ihren großen Träumen und Wünschen und der festen Überzeugung, dass es eines Tages einen Prinzen geben wird, der ihnen die Welt zu Füßen legt. Wo aber sind die Prinzen von heute?

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